Wie kann so wenig so viel sein?

Besuch des Literaturmuseums der Moderne

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Am vergangenen Samstag führte eine vhs-Reise zum Literaturmuseum der Moderne nach Marbach. Bereits die Anfahrt nutzte die Reiseleiterin für eine Einführung im Bus zu »Kunst, Kafka, Kultur«. Galt es doch zu klären, warum man dieses Mal ein Literaturmuseum und kein Kunstmuseum besucht.

Rottweil – Zum einen ging es zu einem heiß diskutierten und nach Eröffnung vielfach prämierten Bau. Von David Chipperfield Architects entworfen und 2006 eröffnet ist es wohl das einzige Museum weltweit, das ausschließlich für Ausstellungen von empfindlichen Papierexponaten geplant wurde. Also ein Museum im Hinblick auf den Ausstellungszweck mit der denkbar größten Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Bedeutung des Exponats und dessen physischer Präsenz. Denn diese tendiert bisweilen gar gegen Null.

Besteht das Exponat doch nur aus Tinte und Papier, manchmal sogar nur aus einem winzigen Schnipsel. Um dem Rechnung zu tragen, besuchte die Gruppe zuerst die Dauerausstellung, die aktuell »Schiller, Hölderlin, Kerner, Mörike« gewidmet ist, da das Schiller-Nationalmuseum ein neues Ausstellungskonzept erarbeitet und daher vorläufig im Literaturmuseum der Moderne 100 Exponate Einblicke auf die poetischen und spielerischen Seiten der vier schwäbischen Literaten gewähren. Im Anschluss ging es in die Sonderausstellung „Kafka’s Echo“. Und wieder sahen sich die Mitreisenden von der Aura der Worte beeindruckt.

Am 3. Juni 2024 hatte sich Kafkas Todestag zum 100. Mal gejährt. Um dem gebührend zu begegnen, hatten sich Jahre zuvor die drei Einrichtungen, die weltweit die größten Kafka-Bestände verwahren: die National Library of Israel, die Bodleian Libraries Oxford und das Deutsche Literaturarchiv Marbach, zusammengetan, um Kafka als globalen Autor zu begreifen und zugleich sein Werk in je einen eigenen lokalen Kontext zu setzen. Und so staunte die Gruppe auch hier über viele Originaldokumente, manche noch nie zuvor gezeigt.

Um den inhaltlichen Sprung zur Stadtführung durch die historische Altstadt von Marbach am Neckar und natürlich zu Schillers Geburtshaus, aber auch zum Haus von Tobias Mayer und durch die Holdergassen, zu schaffen, verbrachte die Gruppe die Mittagspause in einem persischen Restaurant. Und so ging es den ganzen Tag um Vielsprachigkeit, Offenheit, Wirtschaft, Kulturvereine, Mäzenatentum, modernste Technik, die auf frühen Erkenntnissen beruht, Integration, Interkulturelles Verständnis und den intellektuellen Diskurs auf Augenhöhe. Und das alle angeregt durch ‚ein bisschen‘ Tinte auf Papier.




NRWZ-Redaktion

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